Klartext: Psoriasis-Perspektiven    

Werden Sie nervös, wenn Sie im Untersuchungszimmer auf Ihre Ärztin oder Ihren Arzt warten? Vergessen Sie alles, was Sie sagen wollten? Das geht nicht nur Ihnen so. Viele Menschen weisen aus den verschiedensten Gründen vor Ihren Ärzt*innen Hemmungen auf. Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, dass Patient*innen ihre Behandlungsziele verfehlen, weil sie wichtige Faktoren und Umstände Ihrer Erkrankung nicht ansprechen. Ich verstehe, dass es nicht immer einfach ist, offen zu sein. Deshalb gebe ich Ihnen hier einige Tipps, wie Sie mit typischen Unsicherheiten umgehen können, damit Sie und Ihr Arzt gemeinsam Ihre Psoriasis besser in den Griff bekommen.

Sprechen Sie alles an, was Ihnen Sorgen macht – auch wenn es nicht Ihre Haut betrifft

Als Dermatologin bin ich Expertin beim Thema Haut, aber ich weiß auch genau, dass man Gesundheit ganzheitlich betrachten muss. Besonders bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis können äußere Faktoren, wie anstehende Termine oder sogar die Wahl der Kleidung Stress auslösen.1 Stress wiederum kann ein Auslöser für Schübe und andere Symptome sein, was zugleich zu noch mehr Stress und Unsicherheit führt – so kommt ein Teufelskreis in Gang.1

Psoriasis-Betroffene leiden häufiger an Angstzuständen und Depressionen.2 Wenn auch Sie sich mit ähnlichen Gefühlen plagen, ist es wichtig, mit Ihrer Dermatologin oder Ihrem Dermatologen darüber zu sprechen. Nur weil Dermatolog*innen in erster Linie für die Haut zuständig sind, heißt das nicht, dass Ihr allgemeines Wohlbefinden keine Bedeutung für die Psoriasis-Behandlung hat. Möglicherweise können wir Ihnen Hilfestellung geben, wie Sie den täglichen Stressfaktoren, die durch Ihre Psoriasis entstehen, begegnen oder wir überweisen Sie an Spezialist*innen, die Ihnen besser weiterhelfen können. 

Haben Sie keine Angst, sensible Themen anzusprechen

Nicht jeder tut sich schwer damit, aber manchen Menschen ist es unangenehm, über sensible Themen wie etwa Intimes zu sprechen. Wenn Sie ein privateres Anliegen im Zusammenhang mit Psoriasis haben wie etwa eine Beteiligung im Genitalbereich oder Fragen, wie man Psoriasis am besten mit neuen Partner*innen besprechen kann, so zögern Sie nicht, dies im Gespräch mit Ihrem Hautarzt anzusprechen. Ich möchte Ihnen versichern, dass Ärzt*innen alle intimen Fragen aus medizinischer und wissenschaftlicher Sicht betrachten. Niemand wird wertend über Ihre Fragen urteilen.

Und auch wenn wir Ihnen nicht die genauen Worte in den Mund legen können, mit denen Sie mit Ihren Angehörigen über Ihre Schuppenflechte sprechen sollten, so haben wir dennoch Zugang zu Informationen und Materialien für Patient*innen, die hilfreich sein können. Wenn Sie sich zu verlegen oder zu ängstlich fühlen, diese Themen von Angesicht zu Angesicht zu besprechen, fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob Sie Ihre Fragen aufschreiben oder über ein Patientenportal stellen können.

Lassen Sie sich nicht einschüchtern

Wir sind für Sie da. Wir haben uns auf Dermatologie spezialisiert, weil wir Menschen mit Hauterkrankungen helfen möchten, damit sie ein Leben ohne Einschränkungen führen können. Es kann hilfreich sein, sich Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nicht als Autoritätsfigur vorzustellen, sondern als Teil Ihres Unterstützungsnetzwerkes, zu dem auch andere Betroffene, Freunde und Verwandte gehören. Binden Sie uns in Ihren Umgang mit der Erkrankung fest ein.

Was Schuppenflechte für Sie bedeutet, weiß niemand besser als Sie selbst. Manchmal müssen Sie vielleicht Ihrem Dermatologen sagen, dass etwas, das er Ihnen empfohlen hat, nicht funktioniert hat – und das ist auch in Ordnung. Das wollen und müssen wir wissen, damit wir Ihnen helfen können, Ihre Psoriasis so gut wie möglich in den Griff zu bekommen. Seien Sie immer ehrlich, wenn eine Therapie Sie bei Ihren Behandlungszielen nicht weiterbringt, damit wir gemeinsam eine Lösung finden können.

Gemeinsam Ängste überwinden

In meiner dermatologischen Praxis wende ich eine Methode namens motivierende Gesprächsführung an. Sie unterstützt meine Patient*innen dabei eigene Verhaltensweisen, aber auch krankheitsverursachende Faktoren besser zu verstehen und abzuwägen. Etwa welchen Einfluss diese auf die Psoriasis und den Behandlungsverlauf haben könnten. So stellen wir sicher, dass die besten Behandlungspläne eine ganzheitliche Betrachtung der Krankheit aufweisen und gemeinsam mit den Patient*innen erarbeitet werden, anstatt vom Arzt vorgegeben zu werden. Dadurch bilden Dermatolog*innen und ihre Patient*innen ein richtiges Team.

Dies setzt aber auch voraus, dass die Patient*innen offen und ehrlich gegenüber ihren Ärzt*innen sind, auch wenn dies nicht immer einfach ist. Aber manchmal kann das, was Sie verschweigen, das sein, was wirklich zählt. Also sprechen Sie an, was Ihnen auf dem Herzen liegt – wir hören zu.

Weitere Informationen zur Vorbereitung auf Ihren bevorstehenden Termin finden Sie in diesen Tipps für das Arztgespräch.

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Quellen:

1.     National Psoriasis Foundation. Causes & Triggers. Available at: https://www.psoriasis.org/causes/. June 7, 2021.

2.     Sahi, F., et al. Association Between Psoriasis and Depression: A Traditional Review. Cureus. 2020;12(8):e9708. Aug 2020. doi:10.7759/cureus.9708.